Infos über Gambia
Allgemeine Informationen über Gambia
Gambia ist eine Republik in Westafrika, die an den Ufern des Gambiaflusses liegt. Mit Ausnahme eines kurzen Küstenabschnittes an der Mündung des Flusses in den Atlantischen Ozean wird Gambia vollständig vom Staat Senegal umschlossen. Mit einer Gesamtfläche von ungefähr 11.000 Quadratkilometern ist das Land der kleinste Staat des afrikanischen Festlandes.
Gambia hat rund 2,05 Millionen Einwohner (Stand Juli 2017).
Sein größter Ballungsraum ist die Kombo-St. Mary Area, die Hauptstadt ist Banjul.
Geschichte / Politik
Bis zum 19. Jahrhundert
Im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. gehörte das Gebiet des heutigen Gambia zum großen afrikanischen Reich der Serrahule. Bis zum 8. Jahrhundert bildeten sich verschiedene Stammeskönigreiche heraus, darunter die Tekrour, Wolof und Serer. Ab dem 10. und 11. Jahrhundert gehörte Gambia zum Reich Ghana und wurde erstmals von arabischen Händlern im 9. und 10. Jh. erwähnt, die durch die Sahara einen Handelsweg für Sklaven, Gold und Elfenbein errichteten. Ab dem 13. Jahrhundert gehörte die Region zum Reich Mali. Mitte des 15. Jh. entdeckten Portugiesen die Küste Gambias. Ende des 16. Jh. begannen englische Händler mit der Erschließung des Gebiets. Ab dem späten 17. bis Ende des 18. Jh. stritten sich England und Frankreich um die Flüsse Senegal und Gambia, letztlich übernahmen die Briten die Vorherrschaft. In der Phase des transatlantischen Sklavenhandels wurden über 3 Millionen schwarze Sklaven aus der Region nach Amerika verschifft. Gambia, vorübergehend von Sierra Leone aus verwaltet, wurde ab 1888 eine separate britische Kronkolonie.
Im 20. Jahrhundert
Im Zweiten Weltkrieg kämpften gambische Truppen auf Seiten der Alliierten in Burma. Banjul diente den USA als Flughafen und den Alliierten als Schiffshafen. Nach einer Volkswahl im Jahr 1962 wurde Gambia die Unabhängigkeit zugestanden. Nach zwei Referenden konnte am 24.4.1970 die Republik Gambia innerhalb des Commonwealth gegründet werden. Sir D. Dawda K. Jawara wurde erster Präsident der Republik. Er wurde fünfmal wiedergewählt und regierte bis 1994. 1981 wurde ein blutiger Putschversuch mit Hilfe Senegals zurückgeschlagen. Im selben Jahr unterzeichneten beide Länder einen Vertrag zur Gründung der Konföderation Senegambia, der die Vereinigung der Streitkräfte, der Währung und des Wirtschaftsraumes beinhaltete. 1989 verließ Gambia diese Konföderation jedoch wieder. 1994 wurde der Präsident Dawda Jawara durch eines Militärputsch des „Armes Forces Provisional Ruling Council“ (AFPRC) gestürzt.
Neuer Machthaber des Landes wurde Leutnant Yahya Jammeh, dessen Vereidigung zum Präsidenten 1996 erfolgte. Nach dem Inkrafttreten einer neuen Verfassung 1997 wurde er gleichzeitig Regierungschef. Von 1997 bis 1999 übernahm Gambia als nicht ständiges Mitglied einen Sitz im Weltsicherheitsrat. In der Präsidentschaftswahl von 2001 wurde Jammeh für eine weitere Amtsperiode bis 2006 wiedergewählt. Die Wahlen für die Lokalverwaltungen und die Nationalversammlung im Jahr 2002 wurden von der Oppositionspartei boykottiert. Ab Dezember 2004 beteiligte sich Gambia an einer Friedensmission im Sudan unter Führung der Afrikanischen Union. Am 16. Dezember 2004 wurde der regierungskritische Journalist Deyda Hydara ermordet. Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ nahm am 3. Mai 2005, den internationalen Tag der Pressefreiheit, Präsident Jammeh in die Liste der „Feinde der Pressefreiheit“ auf.
Kurz vor der Entmachtung durch ausländische Truppen hat der abgewählte gambische Präsident Yahya Jammeh seinen Amtsverzicht im Januar 2016 erklärt.
Seit 2016 ist Adama Barrow (geb. 1965) demokratisch gewählter Präsident des Landes.
Mitgliedschaft in internationalen Organisationen
Gambia ist Mitglied in verschiedenen internationalen Organisationen und Gruppierungen. Zu den wichtigsten zählen die Vereinten Nationen und ihre Unter- und Sonderorganisationen, der Internationalen Währungsfonds und die Weltbank. Auf regionaler Ebene sind die Afrikanische Union und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) am wichtigsten.
Bildung
Der Alphabetisierungsgrad der Erwachsenen (über 15 Jahren) liegt nach einer Schätzung von 2015 bei 55,6 Prozent (zum Vergleich 2000: 36,8 Prozent).Nach Geschlechtern aufgeteilt sind das 63,9 Prozent der Männer und 47,6 Prozent der Frauen. Die Staatsausgaben für das Bildungswesen lagen 2013 (ebenso wie 2002) bei 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Schulsystem ist ans britische System angelehnt, eine Schulpflicht besteht in der Greater Banjul Area. Das Einschulungsalter liegt bei sieben Jahren in der Primary School, die sechs Schuljahre umfasst. Wenn der Abschluss gut ist, folgt die fünfjährige Secondary High School. Danach ist der Weg offen für die zweijährige High School in Banjul. Dieser Abschluss berechtigt zum Besuch einer Universität. In Serekunda gibt es eine einzige, im Jahr 1998 gegründete Universität von Gambia, die 1999 ihren Lehrbetrieb aufnahm. Zuvor mussten die Studenten ins Ausland gehen, wenn sie ein Medizin- oder Agrarstudium beginnen wollten. Die Finanzierung von Schulgeld, Schulbüchern, Schulkleidung und Transport zur Schule kann von vielen Familien nicht aufgebracht werden. Daraus resultiert, das nur jedes 4. Kind in Gambia eine Schule besucht! Hier besteht grosser Bedarf und die Möglichkeit der direkten praktischen Hilfe.
Wirtschaft
Gambia besitzt keine Bodenschätze, die sich wirtschaftlich erschließen ließen – Landwirtschaft, Tourismus und Fischerei sind die Haupterwerbszweige des Landes. Die Exporte – im Jahr 2016 geschätzt auf 120 Millionen US-Dollar – flossen 2016 zu ca. 48 Prozent nach China, zu ca. 27 Prozent nach Indien und zu knapp 9 Prozent in das Vereinigte Königreich. Im selben Jahr kamen 34 Prozent der Importe aus China. Das Land hat aufgrund der niedrigen Wettbewerbsfähigkeit der einheimischen Industrie ein hohes Handelsbilanzdefizit. 2016 betrug es knapp 20 % der Wirtschaftsleistung. Um seinen Importbedarf zu decken, muss sich das Land hoch verschulden. Im Jahr 2016 betrug die Staatsverschuldung 116 % des BIP und war damit eine der höchsten der Welt.
Tourismus
Der Tourismus in Gambia leistet nach der Landwirtschaft mit etwa 18 % den zweitwichtigsten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt. Die meisten Touristen besuchen das Land der Strände wegen. Daneben sind Fluss- und Vogelexkursionen besonders wichtig. Auch kulturell Interessierte kommen wegen der Musik, des Tanzes oder um das Trommeln auf einer Djembé in einem Kurs zu lernen.
Industrie und verarbeitendes Gewerbe
Es gibt keine ausgeprägte industrielle Fertigung in Gambia. Den größten Industriezweig bildet die lokale Verarbeitung von Erdnüssen. Die größeren privaten Unternehmen beschäftigen sich mit dem Straßen- und Häuserbau. Weiter gibt es die Brauerei Banjul Breweries, Bäckereien, einen Fahrradhersteller und eine Gießerei. Ein Betrieb eines Pharmaherstellers wurde 2007 eröffnet. Es gibt auch viele Kleinbetriebe, die Möbel herstellen, Metall verarbeiten, Holzschnitzereien fertigen oder Fisch verarbeiten. Viele Betriebe werden staatlich subventioniert.
Ethnische Gruppen
Trotz der geringen Grösse des Landes sind in Gambia verschiedene etnische Gruppen beheimatet. Die Bevölkerung setzt sich hauptsächlich aus folgenden 3 Stämmen zusammen: Mandinka (43%), Fulba (18%) und Wolof (15%). Ausserdem sind regional folgende kleinere Stämme vertreten: Jola (7%), Serahuli (7%), Tukoulor (2%), Serer (2%), Aku (1%) sowie Manjago, Mauretanier, Marokkaner, Libanesen, Chinesen und Europäer. Die Oberschicht in Gambia besteht grösstenteils aus dem Stamm der Mandinka, die Beamtenschicht setzt sich aus Teilen des Wolof-Stammes zusammen.
Sprache
Neben Englisch als offizielle Landessprache gibt es natürlich auch die verschiedenen nationalen Sprachen: Mandinka, Wolof, Fulba und die nur regional verbreiteten Djola, Sarahule, Serere, Manjango, Creole. Die Gambianer selber finden im Alltag mit einigen wenigen Worten heraus, welche Sprache der Gegenüber spricht. Sollte er nicht zufällig dem selben Stamm angehören und die selbe Sprache sprechen, unterhalten sich auch die Gambianer untereinander auf englisch.
Glaube
Gambia ist ein gutes Beispiel für das friedliche Zusammenleben von verschiedenen Religionen. Jeder kann hier seine eigene Religion ausleben. Etwa 85% der Gambier sind sunnitische Moslems. Sie distanzieren sich von den radikalen Fundamentalisten in der Islambewegung. 10 Prozent sind Christen. Der Rest setzt sich aus afrikanisch-animistischen Glaubensgemeinschaften zusammen.